Gutachten zur gesamtwirtschaftlichen Lage der Bundesrepublik Deutschland

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, auch bekannt als „Wirtschaftsweisen“, ist ein Gremium aus Wirtschaftsexpertinnen und -experten und hat die Aufgabe, aus unabhängiger Sicht eine periodische Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland vorzulegen. Damit trägt der Sachverständigenrat maßgeblich zur Entscheidungsfindung unserer (wirtschafts-)politischen Verantwortlichen aber auch zur Urteilsfindung der Öffentlichkeit bei.

Wir möchten Ihnen nachfolgend die wichtigsten Ergebnisse der diesjährigen Begutachtung zusammenfassen und einordnen.

Das Gutachten mit dem Titel „Wachstumsschwäche überwinden – In die Zukunft investieren (LINK)“ wurde am gestrigen Mittwoch vorgestellt und beschäftigt sich einerseits mit den aktuellen Herausforderungen vor denen die deutsche Volkswirtschaft steht, aber auch welche Weichen heute gestellt werden müssen, damit die deutsche Volkswirtschaft auch in Zukunft wettbewerbsfähig und robust bleibt.

 

Deutschland rutscht kurzfristig in eine Rezession

Die Wirtschaftsweisen erwarten bis zum Ende des Jahres einen Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent. Im kommenden Jahr rechnen sie hingegen mit einem Aufschwung von 0,7 Prozent. Damit blickt das Gremium pessimistischer in das Jahr 2024 als die Expertinnnen und Experten im Bundesministerium für Wirtschaft und Kilmaschutz (BMWK), die im Zuge der Vorstellung der Herbstprojektion (BAdirekt Nr. 039) von einem Wirtschaftswachstum in Höhe von 1,3 Prozent im Jahr 2024 ausgehen.

 

Die Basis der deutschen Volkswirtschaft ist veraltet

Düster: Deutschland verzeichnet seit der Corona-Pandemie das geringste Wachstum aller Volkswirtschaften im Euroraum. Dies begründen die Wirtschaftsweisen einerseits mit der eingebrochenen Nachfrage aus dem Ausland, andererseits fehlen Investitionen in das Produktionspotential Deutschlands. Ganz konkret müsse in allen Bereichen der Infrastruktur massiv in deren Modernisierung investiert werden,  Ressourcen in neue Geschäftsfelder gelenkt werden sowie auf den demografischen Wandel und den damit einhergehenden Arbeitskräftemangel reagiert werden.

 

Die Inflation sinkt

Immerhin: Die Expertinnen und Experten gehen von einem Rückgang der Inflation von 6,1 Prozent in diesem Jahr auf 2,6 Prozent im kommenden Jahr aus. Daher rechnen sie weitergehend damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinserhöhungen Mitte 2024 stückweise wieder zurücknehmen wird, was u.a. zu einer Entlastung für private Haushalte und Unternehmen auf dem Kreditmarkt führen wird.

 

Der Dienstleistungssektor

Erfreulich: Der Dienstleistungssektor, in dem das gewerbliche Geldspiel zu verorten ist, trotzt dem gegenwärtigen Abschwung und gleicht in Teilen sogar die Ausfälle der Produktion im Inland und den Export ins Ausland aus. Bis zur Mitte des Jahres 2023 konnte ein konstantes Wachstum festgestellt werden. Dies wird damit begründet, dass in diesem Bereich die Inflation mit durchschnittlich 4,4 Prozent weit unterhalb der Kerninflation von 6,1 Prozent liegt und durch die Erholung der Reallöhne die Bevölkerung mehr Einkommen für den privaten Konsum zur Verfügung hat.

 

Einordnung

Auch wenn der Dienstleistungssektor im Vergleich zu anderen Bereichen der deutschen Volkswirtschaft einen robusten Eindruck macht, so sind die Herausforderungen der Zukunft für diesen Bereich nicht weniger von Bedeutung. Der Arbeitskräftemangel stellt nach wie vor ein schwerwiegendes Problem dar, die Unternehmerinnen und Unternehmer müssen mehr und mehr erdrückende Bürokratie erdulden und der fortwährende Kostendruck durch Inflation, flächendeckend hohe Steuern und Abgaben belasten die Stabilität des deutschen Mittelstandes.

 

Die Politik ist nun gefragt und in der Verantwortung, Maßnahmen zu ergreifen, um den Mittelstand zu entlasten, Wachstum und Stabilität zu fördern und den Weg zu ebnen, der in eine wirtschaftlich aussichtsvollere Zukunft führt, als es derzeit der Fall ist.

 

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